Benjamin Britten - Orchesterführer für junge Leute
Variationen und Fuge über ein Thema von Henry Purcell
Benjamin Brittens "Young person‘s guide to the orchestra" ist ein Klassiker in der Musikerziehung, der selbstverständlich auch in der Reihe "Musik für junge Ohren" zur Aufführung kam. Am 26. September 2008 stellte die DRP das Stück einem begeisterten Publikum in der Congresshalle Saarbrücken vor. Die Leitung hatte Chefdirigent Christoph Poppen, die Moderation übernahm wie immer SR 2-Moderator Roland Kunz.
Zum zehnjährigen Orchesterjubiläum gibt es den Mitschnitt des SR-Fernsehens hier noch einmal zu sehen:
Im Jahr 1945 wurde Henry Purcells 250. Todestag gefeiert. Benjamin Britten, der allgemein als der wichtigste englische Komponist seit Purcell gilt, engagierte sich stark für diese Gedenkfeier – Purcells Musik hatte schließlich seine eigene stark beeinflusst. Etwa zur gleichen Zeit bat ihn das britische Bildungsministerium, die Musik für einen Dokumentarfilm zu schreiben. Dieser sollte von den Orchesterinstrumenten handeln und in den Schulen in ganz England gezeigt werden.
Britten entschied sich dafür, die Instrumente in einer Reihe von Variationen und einer Fuge vorzustellen. Als Thema wählte er eine Hornpipe aus Purcells Bühnenstück „Abdelazar“. Diese Hornpipe hatte den Vorteil, dass sie oft von englischen Schulorchestern gespielt wurde. Viele Schüler kannten deshalb die Melodie und konnten um so besser darauf achten, wie unterschiedlich sie von den einzelnen Instrumenten gespielt wurde.
Als Britten sein Stück komponiert hatte, stellte sich schnell heraus, dass es nicht nur eine gute Filmmusik war, sondern auch hervorragend im Konzert gespielt werden konnte. Es wurde deshalb schon aufgeführt, bevor überhaupt der Film fertig war – mal mit einem Erzähler, der die einzelnen Instrumente erklärte, mal ohne.
Die Form des Stücks ist einfach. Zuerst wird das Thema vom ganzen Orchester gespielt, dann von jeder Orchestergruppe (Holzbläser, Blechbläser, Streicher und Schlagzeuger) und noch einmal vom Tutti. Darauf folgen die Variationen:
1. zwei Flöten (mit Pikkolo) über einer Geigen-Harfen-Begleitung
2. ein Oboenduett begleitet von den tieferen Streichern und Pauken
3. ein Klarinettendialog über gezupften Streichern und Tuba
4. ein Marsch für zwei Fagotte, mit Streichern und kleiner Trommel
5. eine „Polacca“ (polnischer Tanz), gespielt von den Violinen vor dem rhythmischen Hintergrund von Blechbläsern, Fagotten und Trommel
6. eine lyrische Variation der Bratschen mit Holz- und Blechbläser- Einwürfen
7. eine klangvolle Cello-Variation, begleitet von Horn, Klarinette, Harfe und Bratschen
8. eine virtuose Variation der Kontrabässe, dazu Holzbläser und Tamburin
9. die Harfe, begleitet von Streichern im Tremolo
10. eine Hornvariation vor dem Hintergrund von tiefen Streichern, Harfe und Pauken
11. ein marschartiger Trompeten-Dialog mit Streichern und kleiner Trommel
12. eine majestätische Variation der Posaunen und dann auch der Tuba, dazu Holz- und Blechbläser und Kontrabass
13. eine Vorstellung verschiedener Schlaginstrumente, begleitet von Streichern.
Auf die Reihe der Variationen folgt noch eine Fuge, in der die Instrumente ungefähr in der gleichen Reihenfolge einsetzen. Sie spielen ein neues, von Britten selbst erfundenes Thema, das am Ende, als Höhepunkt des Stücks, gleichzeitig mit dem alten Purcell-Thema erklingt.