Das Tournee-Drehbuch schreibt heute das herbeigefieberte Konzert in der Lotte Hall in den Dienstplan. Es macht einfach Spaß, den "Sparflammensound", zu dem wir mangels eines wirklichen Konzertsaals zu Hause in Saarbrücken und Kaiserslautern manchmal gezwungen sind, ad acta zu legen“, räsoniert Oboist Jürgen Schmitt. „In Konzertsälen wie der Lotte Hall müssen wir uns internationalen Gegebenheiten anpassen, weil wir in direkter Konkurrenz zu Weltklasseorchestern wie Cleveland-Orchestra oder den Wiener Philharmonikern stehen.“ Die erst im letzten Monat neu eröffnete Lotte Hall ist in den oberen Stockwerken des World Tower Komplex in Seoul angesiedelt.
Wow-Effekt beim Betreten des Saals: Die edlen Hölzer an den Wänden sind in einer Art Stäbchen Ornamentik angeordnet, an der Rückwand des Konzertsaals prangt die große Rieger-Orgel.
Nächster Wow-Effekt gleich zu Beginn der Probe: die Orgelsinfonie von Camille Saint-Saëns und der vom Komponisten perfekt inszenierte Einsatz der Orgel. Am Spieltisch: Bernhard Leonardy, der Saarbrücker Basilika-Kantor. Als international konzertierender Orgelvirtuose bereist er auch regelmäßig Südkorea und hat sich hier eine große Fangemeinde erspielt.
Orgel majestoso
Mit Konzertbeginn erstrahlt die Orgel optisch in Orange, Pink und Blautönen. Shiyeon Sung wird schon auf den ersten Schritten Richtung Pult herzlich und mit ersten Bravos empfangen. Als koreanische Dirigentin mit einem deutschen Orchester vor dem anspruchsvollen und gebildeten koreanischen Publikum zu bestehen, ist Lust und Last zugleich – aber auch, wie sie im Interview gesteht, einer ihrer ganz großen Träume. Sie ist den Weg gegangen, den sie sich bereits als Kind vorgenommen hat: Dirigierstudium in Deutschland und Dirigentin werden.
Die Orgelsinfonie von Saint-Saëns findet in der Lotte Hall den idealen Klangraum zur Entfaltung. Riesenapplaus – und der gilt nicht zuletzt dem Organisten Bernhard Leonardy. Er bedankt sich beim Publikum mit einer Improvisation über Themen der Orgelsinfonie, in der er im wahrsten Wortsinn „alle Register“ zieht. Der Beifall prasselt von allen Seiten. Orchestermusiker, Konzertbesucher und ganz besonders ein weiblicher Fanblock artikulieren Begeisterung mit Bravorufen und sirenenartigen Lauten. Ein ganz starker Auftritt!